Sommer, Sonne, Horrorbrände? Ob es zu einem Brand in Augsburg oder der Umgebung kommt, haben wir zwei Experten gefragt: Kreisbrandrat Friedhelm Bechtel und Jürgen Kircher, Amtsleiter der Forstverwaltung.


Mitte Juni herrschte bereits Alarmstimmung: Wegen der Trockenheit und akuten Waldbrandgefahr hatte die Regierung von Schwaben Luftbeobachtung angeordnet. Und jetzt? Bechtel hat als ehrenamtlicher Kreisbrandrat den Überblick über den Landkreis, als Einsatzleiter bei der Berufsfeuerwehr Augsburg kennt er aber auch die Gegebenheiten in der Stadt. Bechtel sagt: „So trocken ist es noch nicht.“ Er geht derzeit von einer mittleren Gefahr (Stufe 3 von 5) aus. Trotzdem gelten auch bei einer niedrigeren Warnstufe allgemeine Regeln, damit es gar nicht erst brennt. Rauchen im Wald darf man vom 1. März bis 31. Oktober laut Gesetz etwa nicht. Man sollte aber auch nicht am Waldrand grillen.

Bechtel warnt auch vor Gefahren, die so mancher Autofahrer gar nicht auf dem Schirm hat: „Wenn man mit dem heißgelaufenen Katalysator über eine Wiese fährt oder das Auto auf einem Wiesen- oder Waldweg abstellt, kann man mit ein bisschen Wind schon die Wiese in Brand stecken.“ Besser: Nur auf ausgewiesenen Parkplätzen parken. „Generell werden die meisten Waldbrände durch Unwissenheit ausgelöst“, betont Bechtel. Er appelliert aber auch an Tierbesitzer und Eltern: Kinder und Tiere nicht im Auto lassen! „Ich bin selbst Papa und weiß, wie schwer es ist, wenn das Kind gerade eingeschlafen ist. Trotzdem: Lieber kurz das Kind wachrütteln oder schnell im Maxi-Cosi aus dem Auto nehmen. Kinder haben nicht viele Reserven.“

Brand in Augsburg? Noch nicht genug Regen für Entwarnung vor Waldbränden


Forstamtsleiter Jürgen Kircher weiß, wie es unseren Wäldern gerade geht. „Die Waldbrandgefahr ist wieder ein bisschen runtergegangen, weil es ein bisschen geregnet hat. Man muss auch sagen: Gott sei Dank, weil die Bäume Wasser brauchen.“ Man könnte meinen, Sommergewitter mit Platzregen füllen das schon wieder auf. Aber der Experte betont: „Es hat bei weitem nicht so viel geregnet, dass wir Entwarnung geben können.“ Besser wäre eigentlich ein Wetter wie im Mai: feucht-kühl, aber beständig. Kircher: „Aktuell ist es okay, keine Panik. Aber es darf ruhig noch etwas mehr Landregen für mehrere Tage geben.“ Das Problem: Der Boden sei bei einzelnen Gewittern nur oberflächlich feucht, das Wasser kann nicht einsickern. „Das ist das Fatale am Klimawandel, dass es schnell Wetterextreme werden.“

Im Wald sei die Situation noch etwas besser, weil Totholz Wasser aufsauge. Kircher erklärt: „So ein Waldboden ist wie ein Schwamm: Der saugt das Wasser auf und gibt es langsam ab.“ In Brandenburg sammelt man das Totholz, um Schutzschneisen zu bilden. Bei uns auch eine Lösung? Der Waldexperte sagt: Dort sind die Böden trockener, es brennt öfter. „Bei uns ist es noch nicht so. Der Augsburger Stadtwald ist eine Spezialität, weil da unheimlich viele Menschen spazieren gehen. Deshalb haben wir viel schnellere Meldungen und man kann Brandherde relativ flott löschen. Und die Vorteile des Totholzes überwiegen.“


Wie es aktuell um die Waldbrandgefahr in der eigenen Region steht, kann jeder selbst nachschauen: im Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes. Kircher erklärt: „Da sieht man, dass die Gefahr in weiten Teilen Bayerns zurückgegangen ist. Es kann aber sein, dass sich das schnell wieder ändert.“

Jürgen Kircher: Die meisten Waldbrände sind “menschengemacht”


Kircher bekommt als Förster Waldbrände natürlich auch „live“ mit. Vor allem im Haunstetter Bereich seien es mehr als Anfang der 2000er-Jahre. „Wichtig zu wissen ist, dass diese Brände zu hohen Anteilen immer menschengemacht sind.“ Von der weggeworfenen Kippe, über ein Lagerfeuer oder Grillen kann das alles sein. Deshalb sein Appell: im Wald nicht rauchen, grillen und kein Lagerfeuer entzünden. Achtung: „Auch bei den Kiesbänken am Lech ist es nicht erlaubt! Das Fatale ist der Funkenflug.“ Am besten sei, den gesunden Menschenverstand einzuschalten. Hat der Wald eine bestimmte Zusammensetzung, erhöht das aber ebenfalls das Waldbrandrisiko: Stehen fast nur Nadelbäume im Wald, die mehr Harz enthalten, bedeutet das ein größeres Risiko. Denn Harz entzünde sich leichter als etwa grünes Laub. Deshalb ist offenes Feuer im Wald laut Gesetz auch von März bis Oktober verboten. „Das bitten wir auch zu beachten, weil das auch ganz schnell größer wird“, betont Kircher.


Er als Förster vermeide deshalb Monokulturen, wenn es sich mit dem Naturschutz verträgt. Mehrere Schichten Wald statt aneinandergereihter Baumstämme sollen etwa verhindern, dass die Sonne den Boden erreicht.
Weil Brände sich schnell ausbreiten können, sollte man auch schnell die 112 anrufen, wenn man einen Brand im Wald entdeckt.
Auch Kircher will, wie Kreisbrandrat Friedhelm Bechtel, nicht den Teufel an die Wand malen: Aktuell gelte bei uns in der Gegend die Warnstufe 1 bis 2. „Das ist zwar nicht dramatisch. Aber wir haben Sommer, und bei 35 Grad im Schatten kann immer etwas brennen.“

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