Holetschek verdrängt Ferber: Augsburg verliert Macht in Bayern

Holetschek Ferber
Der Allgäuer Klaus Holetschek verdrängt den Augsburger Markus Ferber an der Spitze der CSU-Schwaben. Fotos: CSU/StMGP

Von Carsten Kremser

Nach 18 Jahren muss der Augsburger Europa-Abgeordnete Markus Ferber den einflussreichen Vorsitz des CSU-Bezirksverbandes Schwaben abgeben. Auf Druck von Ministerpräsident Markus Söder weicht Ferber dem Bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Am 11. März nominierte ihn der CSU-Bezirksvorstand einstimmig.

Holetschek lebt in Memmingen, begann seine politische Karriere im Unterallgäu. In Bad Wörishofen war er 1. Bürgermeister, später in Berlin Bundestagsabgeordneter und Landtagsabgeordneter in München. Seit 2021 ist er Gesundheitsminister und einer der Aktivposten in der Bayerischen Staatsregierung.

Mit Holetschek übernimmt ein Allgäuer die Macht in der Schwaben-CSU, die seit 2005 vom Augsburger Markus Ferber geführt worden war. CSU-Chef Markus Söder stellt derzeit alle Bezirksverbände mit Blick auf die Landtagswahl am 8.Oktober neu auf. An der Spitze will Söder Politiker haben, die eine große Bekanntheit haben und damit den Christsozialen Stimmen sichern. In Niederbayern musste daher der ehemalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer den Vorsitz an Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter abgeben.

Der 58-jährige Ferber ist seit 29 Jahren Europaabgeordneter in Brüssel, will bei der Wahl 2024 wieder antreten. Seit 2020 ist er auch Vorsitzender der Hanns-Seidel-Stiftung der CSU. Eine große Strahlkraft für die Landtagswahlen traute Söder seinem Schwaben-Chef offenbar nicht mehr zu. Dazu passt, dass die CSU in Schwaben bei der Landtagswahl 2018 auf 38,2 Prozent abgestürzt war. 2013 waren die Christsozialen noch auf 49,4 Prozent gekommen. Das Ergebnis war allerdings besser als im Landesdurchschnitt (37,2 Prozent). Bei einem ländlich geprägten Bezirk sind die CSU-Erwartungen jedoch höher.

Holetschek ist drei Monate älter als Ferber

Mit Verjüngung oder Generationenwechsel kann die Veränderung an der Spitze der Schwaben-CSU übrigens nicht begründet werden. Klaus Holetschek ist ebenfalls 58 Jahre alt, sogar drei Monate älter als Ferber.

Augsburgs OB Eva Weber. Foto: CSU

Mit dem Verlust des Bezirksvorsitzes verliert der Großraum Augsburg weiter Einfluss innerhalb der Regierungspartei CSU und damit in Bayern. Ferber wird beim Landesparteitag voraussichtlich auch seinen Sitz im Landesvorstand verlieren. Dort ist neben ihm nur noch der Augsburger CSU-Bezirksvorsitzende Volker Ullrich vertreten. Denkbar ist, dass Markus Söder auf die Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber als starke Stimme der Stadt Augsburg setzt. Sie ist jetzt schon kooptiertes Vorstandsmitglied.

Auch in der Bayerischen Staatsregierung hat Augsburg übrigens keinen Einfluss mehr. Seit der Entlassung von Carolina Trautner aus dem Augsburger Land 2022 kann Augsburg den Entscheidungen des Kabinetts nur noch von außen beobachten.

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