Im Skandal um die Umwandlung des neuen 4-Sterne-Hotels beim Güterverkehrszentrum in Gersthofen in ein Asylantenheim für 440 Männer gibt es eine spektakuläre Wendung.

Es war ein Aufreger, wie ihn Augsburg und die Region schon lange nicht mehr gesehen hatten: Die Nachricht, ein fast neues 4-Sterne-Hotel beim Güterverkehrszentrum in Gersthofen – ganz nah an der Augsburger Stadtgrenze – solle in Kürze in ein Asylantenheim für 440 Männer aus Ländern wie Afghanistan, Irak, Türkei und Syrien umgewandelt werden, ging herum wie ein Lauffeuer. Nicht einmal Oberbürgermeisterin Eva Weber wusste von dem durchaus umstrittenen Plan, den ihr Politiker-Kollege und Landrat Martin Sailer geschmiedet hatte. Ein Affront gegen die Stadt, wie Sailer ihn schon des Öfteren zelebrierte. Inzwischen habe er sich jedoch für die mangelnde Vorab-Information bei der OB entschuldigt.

Dabei gibt’s jetzt vermutlich eine spektakuläre Wendung im überregional wahrgenommenen Augsburger Flüchtlings-Fiasko: Sailers Vertrag mit den Hotelbetreibern sei nichtig, weil der Investor – und damit Besitzer – der Hotelanlage dem bisherigen Betreiber, der Novum Hospitality, einer großen Hotelgruppe mit Sitz in Hamburg, aufgrund der aktuellen Ereignisse fristlos gekündigt habe. Der Investor hatte das Hotel im Jahr 2019 dem Augsburger Projektentwickler und Bauherren Josef Eser (Eser Real Estate) abgekauft. Laut Pachtvertrag war eine Untervermietung ohne Erlaubnis des Eigentümers ausdrücklich ausgeschlossen, wie der Augsburg Journal REPORTER bereits vor Tagen online berichtete. Eser: „Ich selbst habe den Vertrag gemacht. Der Eigentümer hätte seine schriftliche Einwilligung geben müssen. Aber er wusste nicht einmal etwas von der Aktion, geschweige denn war er einverstanden.“

Alternative Containerdorf?

Wie es konkret weitergeht, steht noch nicht fest. Sicher scheint: Ab 24. September, wo die ersten 66 männlichen Asylsuchenden im beliebten Business-Hotel einziehen sollten, könnte stattdessen der Hotelbetrieb ganz normal weiterlaufen. Josef Eser: „Dafür habe ich es gebaut; als Hotel, nicht als Heim für Flüchtlinge. Aber wir wollen gerne mithelfen, eine schnelle alternative Lösung für den Bedarf an Unterbringungsmöglichkeiten zu finden. Dafür sind wir gerne zu Gesprächen bereit mit dem Landrat, der Oberbürgermeisterin und den Verantwortlichen des GVZ.“

Statt der Umwidmung des vor nicht einmal einem Jahr eröffneten Vier-Sterne-Hauses in eine Asylunterkunft könnten sich Eser und Geschäftspartner zum Beispiel ein Containerdorf vorstellen, auf einem brachliegenden Grundstück in der Umgebung. „Allerdings mit deutlich weniger als 440 Personen“, so die Idee – was auch von Fachleuten für sinnvoll erachtet wird. ams

Projektentwickler Josef Eser hat das Hotel 2019 gebaut.

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