Nach dem Einbruch in unseren Kindergarten hatten die Kinder lange Angst – sie fragten sich, ob der Einbrecher noch da sei, ob er wiederkehren oder ob er sogar zu ihnen nach Hause kommen könnte”, berichtet eine Augsburger Kindergartenleiterin, die anonym bleiben will. „Die erste Kollegin, die nach dem Vorfall ihren Dienst antrat, hatte noch sehr lange ein mulmiges Gefühl. „Am Tag des Einbruchs konnten wir den Kindergarten zunächst gar nicht nutzen, da die Spurensicherung immer noch an der Arbeit war. Viele Eltern nahmen ihre Kinder wieder mit nach Hause, andere mussten in Ausweichräumen betreut werden.”

„Einige Eltern sorgten sich um die Familiendaten. Diese Bedenken konnten wir zerstreuen, da der Schrank mit den Akten unberührt blieb. Die Einbrecher haben es ausschließlich auf Geld abgesehen – doch da wir grundsätzlich kein Bargeld aufbewahren, wurde auch nichts entwendet.”

Schaden 11.000 Euro – Beute 0 Euro

Die rücksichtslosen Täter hinterließen jedoch eine Spur der Verwüstung. Nach dem Einstieg kappten sie die Stromversorgung. Das System nahm Schaden und etliche elektrische Anlagen mussten neu installiert werden. Die Instandsetzung habe mehrere Tage gedauert und den Betrieb der Kindertagesstätte massiv beeinträchtigt. Außentüren und Fenster seien zwar unversehrt geblieben, eine Innentür wurde allerdings so stark beschädigt, dass sie ausgetauscht werden musste. Laut Polizeihauptkommissar Markus Trieb belief sich der entstandene Gebäudeschaden in diesem speziellen Fall auf über 11.000 Euro.

Das Polizeipräsidium Schwaben Nord registrierte im vergangenen Jahr rund 70 Einbrüche in Kindergärten, Schulen und andere Bildungseinrichtungen in Augsburg und Umgebung. „Meist sind die Täter auf Bargeld aus. Schon geringe Summen sind für sie attraktiv. Deshalb appellieren wir an alle Verantwortlichen, überhaupt kein Geld in den Gebäuden zu verwahren”, erklärt Trieb. Er beschreibt zudem, dass die Täter kalkulierbare Abwesenheiten des Personals ausnutzen. Einbrüche erfolgen überwiegend nachts oder an Wochenenden, während veraltete Türen und Fenster oft den nötigen Anlass bieten. „In manchen Fällen scheitern sie zwar am Einstieg oder finden im Gebäude nichts, doch fast immer bleibt ein erheblicher Sachschaden zurück. Dieser Schaden übersteigt in der Regel den Wert der tatsächlich gestohlenen Gegenstände um ein Vielfaches“, betont Trieb. Polizei warnt vor Einbruch.

Doch es gibt auch Bildungseinrichtungen, die mit relativ geringem Schaden davonkamen, wie eine weitere anonyme Leitung aus Königsbrunn berichtet: „Bei einem Einbruch im Februar letzten Jahres wurden in unserer Bildungseinrichtung lediglich zwei Türen beschädigt. Die Funktion der Türen blieb erhalten, der Vorfall hatte kaum Auswirkungen auf unseren täglichen Betrieb. Weder Kinder noch Eltern nahmen den Einbruch wahr. Der Elternbeirat wurde informiert und auf Nachfragen reagierten wir offen. Unser Team ging sehr professionell mit der Situation um und es wurden weder Geld noch andere Wertgegenstände entwendet. Die notwendigen Nachbesserungen erfolgten in Abstimmung mit dem Träger – der größte Aufwand lag in den Abstimmungen mit der Versicherung, den Handwerksfirmen und der Kirchenverwaltung.“

Einbrüche in Kindertagesstätten: das sagen die Zuständigen

Robert Bläß, Personalvorstand im katholischen Kita-Zentrum St. Simpert, erklärt auf AJ-Anfrage: „Einbrüche in Kindertageseinrichtungen sind besonders in der dunklen Jahreszeit ein wiederkehrendes Problem. Deshalb haben wir frühzeitig den Kontakt zur Kriminalpolizei gesucht. In einem ausführlichen Beratungstermin wurden wir über das typische Einbruchsverhalten informiert – und darüber, wie schon mit begrenzten Mitteln effektive Maßnahmen ergriffen werden können. Wichtig ist dabei in erster Linie, keine Anreizsysteme zu schaffen.
Nach der Beratung wurden zwei Leitfäden für die Kita-Leitungen entwickelt. Der erste fasst vorbeugende Maßnahmen zusammen, etwa Prozesse, die verhindern, dass bereits kleine Versehen wie ein offenes Fenster den Zutritt ermöglichen, sowie eine Reihe vorbeugender Maßnahmen wie z.B. die grundsätzliche Vermeidung von Bargeldaufbewahrung. Der zweite Leitfaden gibt konkrete Handlungsempfehlungen für den Ernstfall, bei dem neben dem Polizeiruf und der Schadensmeldung vor allem der Umgang und die Betreuung verunsicherter Kinder im Mittelpunkt steht“, so Bläß.

Das Kita-Zentrum St. Simpert verwaltet derzeit rund 250 katholische Kindertageseinrichtungen in Augsburg und dessen Umkreis. Die Gegebenheiten vor Ort sind dabei sehr unterschiedlich. „Im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen wir, die bestmöglichen Sicherheitsstandards umzusetzen. Bauliche Maßnahmen werden hinsichtlich der Finanzierung mit den politischen Gemeinden abgestimmt, sofern es sich um kirchliche Gebäude handelt, während bei kommunalen Einrichtungen die Verantwortung bei der jeweiligen Gemeinde liegt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es neben baulichen Themen vor allem darauf ankommt, keine Anreizsysteme zu schaffen. Dahingehend haben wir mit unserem präventiven Ansatz enorm viel erreichen können“, erklärt Bläß und betont anschließend: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, werden unsere Leitungskräfte aber weiterhin regelmäßig auf dieses wichtige Thema hinweisen.“

Diakon Matthias Krauß, Geschäftsführer vom evangelischen ekita.net, erklärt: „Schon immer sind wir bestrebt, unsere Einrichtungen bestmöglich vor Einbrüchen zu schützen. Dabei arbeiten wir eng mit der Polizei zusammen. Alle Ratschläge haben wir, soweit technisch möglich, umgesetzt. Insbesondere verstärkte Sicherungsmaßnahmen an Gebäuden, sowie Kontroll- und Vorsichtsmaßnahmen sind hier entscheidend. Darüber hinaus weisen Schilder vor Ort darauf hin, dass sich in unseren Kitas keine ungesicherten Wertgegenstände oder größere Summen an Bargeld befinden. Ein Einbruch „lohnt“ sich also nicht. Wir hoffen, dass sich dies bei den Tätern „herumspricht“ und sie vom Diebstahl abhält. Ärgerlich ist der Sachschaden, den ein Einbruch hinterlässt. Deshalb zeigen wir alle Einbrüche an. Menschen wurden bei Einbrüchen nicht gefährdet. Ungeachtet dessen steht der Schutz der uns anvertrauten Kinder und unserer Mitarbeitenden für uns immer an erster Stelle. Dazu verfügen wir über Notfall- und Kinderschutzkonzepte mit klaren Handlungsanweisungen.“

Polizei warnt vor Einbruch

Laut Polizeikommissar Trieb sind viele Täter sogenannte „Berufseinbrecher“, die überregional agieren und nicht nur im Bereich der Kripo Augsburg tätig sind. Um Einbrüche in Bildungseinrichtungen zu verhindern, die Polizei warnt vor Einbruch und empfiehlt konkrete Sicherheitsmaßnahmen: Türen und Fenster modernisieren und immer doppelt abschließen, auf Bargeld und Wertsachen verzichten und stattdessen bargeldlose Zahlungen einsetzen, ein Schild „Kein Bargeld in der Einrichtung!“ an die Türe anbringen. Außerdem ist empfohlen, Bewegungsmelder, Außenkameras und gegebenenfalls Not- oder Dämmerbeleuchtung zu installieren und die Beratung kriminalpolizeilicher Spezialisten in Anspruch zu nehmen.

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