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Montag, 14. Oktober 2024

Augsburgerin Helena Sturm ist Tänzerin, Stuntfrau – und jetzt auch Dramaturgin bei “Supermodified”

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Das Gespräch mit dem Augsburg Journal beginnt nostalgisch: Helena Sturm sitzt im Pow Wow Coffee vor einer Tasse Heißer Orange. Für die Augsburgerin war das alte Pow Wow ein Lieblingsplatz in ihrer Jugend, erzählt sie mit leuchtenden Augen. Aktuell ist sie wieder in der Fuggerstadt zu sehen: Für „Supermodified“, die neueste Ballettkreation von Choreograf Mauro Astolfi (Lesen Sie hier auf Seite 10 unseren Bericht zur Premiere am 12. Januar auf der Brechtbühne im Gaswerk), ist sie als Gastdramaturgin am Staatstheater.

Bei “Supermodified” war Helena Sturm Gastdramaturgin. Foto: Jan-Pieter Fuhr


Doch auch bei „La Traviata“ (2022/23, Choreographische Assistenz/ Dance Captain) und den Produktionen auf der Freilichtbühne „Herz aus Gold“ (2021/22, Musical Ensemble) und „Kiss me, Kate!“ (2021/22, Choreographische Assistenz/ Dance Captain/ Musical Ensemble) konnten die Augsburger sie bereits erleben.


Sturm fährt mehrgleisig, sei es als Darstellerin, Tänzerin, Stuntfrau, Model oder Dramaturgin. So ist sie etwa seit der Spielzeit 2023/24 parallel als Ballettdramaturgin für das Ballett Dortmund sowie das NRW Juniorballett am Theater Dortmund engagiert. In Dortmund war sie zuerst als Tänzerin, erzählt die 30-Jährige. Und führt das auch weiter, das ist ihr im Moment wichtig.

Helena Sturm arbeitete bereits mit dem Ballettensemble auf der Freilichtbühne Augsburg


„Dramaturgie war für mich etwas, was ich bis dahin eigentlich irgendwann in der Zukunft gesehen habe, aber nicht so konkret. Aber die haben wirklich an mich geglaubt. Und nach einem Bewerbungsverfahren habe ich mich auch selbst davon überzeugt“, sagt sie.
Durch das Engagement in Dortmund sei auch Augsburg im Bereich Dramaturgie auf sie zugekommen, berichtet Sturm. „Es ist einfach schön, denn es bringt mich über so viele Ecken auf der Welt wieder zurück nach Augsburg.“ Denn auch mit dem Ballettensemble hatte sie bereits auf der Freilichtbühne zusammengearbeitet. Ist es dann nicht komisch, als Dramaturgin die eigenen Kollegen zu beurteilen? Sturm schüttelt den Kopf: „Anweisungen gibt ein Dramaturg ja nicht, da sitzt man in den Proben eher dabei. Aber es ist schon eine andere Funktion. Am normalsten ist dieser Wechsel wahrscheinlich im Tanz.“ Sie habe aber gemerkt, dass es ihr auch total Spaß mache, einem Stück mit ihren Ideen noch den letzten Schliff zu geben.

Helena Sturm tanzt seit Jahren – nicht nur auf der Bühne, sondern etwa auch in Musikvideos. Foto: Sebastian Feiger

Vor allem kennt Helena Sturm von Anfang an die Tänzerseite: In Augsburg, wo sie geboren und aufgewachsen ist, hatte sie ihre ersten Tanzstunden an der Subklew Ballettakademie. Auch die Gesangs- und Schauspielgrundlagen legte Sturm hier – als Gründungsmitglied bei Young Stage Augsburg. „Da bin ich durch eine Schule gegangen, die mir im professionellen Leben noch oft geholfen hat.“ Und bei Young Stage schließt sich auch der Kreis: Denn Daniel Záboj, Choreograf bei „La Traviata“, wo Sturm aktuell tanzte, ist ebenfalls schon lange als Dozent bei Young Stage dabei. „Das ist einfach auch so eine Verbindung, die sich über die Jahre gehalten hat“, freut sich Sturm.

Helena Sturm: Früher bei der Augspurgia, heute wieder in Augsburg


Ihre Eltern wiederum gaben ihr die „intellektuellen Wurzeln“: Vater Paul Sturm war Germanist. „Er war auch bei uns zu Hause immer so ein großes Vorbild. Er war immer sehr interessiert, die Dinge wirklich zu durchdringen, auf den Punkt zu bringen und auch zu transportieren“, erinnert sich Sturm. Ihre Mutter Carmen Wanner-Sturm, Juristin und Tänzerin, gab der Tochter die Leidenschaft fürs Tanzen mit. „Wir stehen seit vielen, vielen Jahren immer wieder gemeinsam im Ballettsaal“, freut sich die Tochter. Nach dem AJ-Gespräch gehts deshalb gleich weiter mit dem gemeinsamen Training. Professionalisiert hat sie diese Anfänge 2015 mit dem Bühnentanz-Diplom an der Iwanson International School of Contemporary Dance in München.

Und während es nach dem Abitur erst mal nach Spanien ging, kam Sturm für ein Auslandssemester ihres berufsbegleitenden Studiums der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien zurück nach Augsburg. Apropos Augsburg: Auch dem Augsburg Journal stattete sie als Hofmarschallin der Augspurgia einmal einen Besuch ab.

Helena Sturm beim Flugstunt in der „Jungfrau von Orleans“ (2019, Theater an der Wien), unter Regie von Lotte de Beer. Die Choreographie und Stunts gestaltete Ran Arthur Braun. Foto: Werner Kmetitsch


Stunts gehören ebenfalls zu Sturms Repertoire: Etwa bei der „Jungfrau von Orléans“. Dazu kam sie etwas unverhofft nach einem Gespräch mit dem Stunt Director Ran Arthur Braun: „Ich war da ein bisschen vorlaut und habe einfach gesagt, falls du bei diesem Stück mal ein Stuntdouble brauchst, meldest du dich halt“, erinnert sich die 30-Jährige mit einem Lachen. Seitdem war sie auch im „Fliegenden Holländer“ bei den Bayreuther Festspielen und „Carmen“ in der Oper im Steinbruch als Stuntwoman eingesetzt.


Aber was macht sie denn von all ihren Aktivitäten nun am liebsten? Da will sich Sturm eher nicht festlegen: „Ich glaube, mich hat schon immer ausgezeichnet, dass ich mich nicht so wirklich auf eine Sache fokussieren will.“ Und so wird auch das kommende Jahr vielseitig: „2024 fühlt sich an, wie ein großer Schluck Glückselexir, von dem ich 2023 schon eine wunderbare Kostprobe nehmen durfte. In den verschiedenen Facetten meines Lebens warten außergewöhnliche neue Projekte … als Darstellerin, Tänzerin, Stuntfrau, Model und als Dramaturgin“, kündigt Sturm an.

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