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Freitag, 13. Dezember 2024

Volker Ullrich: Für ihn ist bei der Deutschen Bahn der Zug abgefahren!

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Fragt ein Fahrgast aus Zürich den Schaffner: „Wenn ich nachher hinter der Grenze umsteige, habe ich da auch WLAN im Zug?“ Der Angestellte der Schweizer Bundesbahn antwortet: „Ich bitte Sie, wir fahren nach Deutschland, da können Sie froh sein, wenn dort überhaupt Schienen liegen.“

Dieser nicht ganz neue Witz ist leider immer noch sinnbildlich für den Zustand der Deutschen Bahn. Während der Europameisterschaft lachte der ganze Kontinent über die „Leistungsfähigkeit“ des deutschen Schienenverkehrs und ärgerte sich über Unpünktlichkeit und Zugausfälle. Doch während man sich deutschlandweit über die „ganz normalen“ Unzulänglichkeiten aufregt, rangiert Augsburg seit Jahren auf einem völlig anderen Niveau.

Nach der neuesten Eskapade – Stichwort „Posttunnel-Schließung“ – ist auch Augsburgs CSU-Abgeordneter Volker Ullrich außer sich. „Es wäre ein Schildbürgerstreich!“, spart er im Gespräch mit dem REPORTER nicht mit scharfen Worten. Der 49-Jährige, selbst regelmäßiger Bahnnutzer, spricht aus, was viele Augsburger seit Jahren empfinden: Wut, Frust und Enttäuschung über ein System, das immer weiter aus dem Ruder zu laufen scheint.

Management denkt völlig am Gast vorbei

„Der Posttunnel ist seit mehreren Jahren geöffnet. Er bietet eine bequeme Möglichkeit, barrierefrei umzusteigen, und verbessert die Erreichbarkeit des Hauptbahnhofs, insbesondere für die nördliche Altstadt und das Stadtjägerviertel, wo viele München-Pendler wohnen. Zudem liegt er nahe am Fahrradparkhaus, was ihn für Radler sehr attraktiv macht“, erklärt Ullrich. Doch die Deutsche Bahn hat angekündigt, diese Infrastruktur wieder schließen zu wollen – ein Schritt, der für Ullrich schlicht unbegreiflich ist. „Der Posttunnel hat sich bewährt. Ihn zurückzubauen, würde nicht nur unnötig Geld kosten, sondern auch den Komfort für Reisende drastisch verringern.“ Dass die Bahn ihre Entscheidung ohne die ursprünglich angekündigte Frequenzzählung getroffen habe, sei ein weiterer Beweis für deren realitätsfernes Management. „Das Verhalten der Bahn ist völlig unangemessen“, so der Bundestagsabgeordnete weiter. „Ich habe mich direkt an den Konzernbevollmächtigten in Bayern, den Bahnvorstand und den Verkehrsminister gewandt. Ich erwarte, dass der Wunsch der Reisenden, den Tunnel offen zu halten, berücksichtigt wird.“

Über die Gründe für die Entscheidung kann auch Ullrich nur spekulieren: „Dahinter steckt irgendeine innere Bahn-Logik, vielleicht geht es um schnelle und kurzsichtige Einsparungen. Diese Management-Denke geht jedenfalls völlig an den Reisenden vorbei.“

Doch der Posttunnel ist nur ein Beispiel unter vielen. Wer regelmäßig den Augsburger Hauptbahnhof nutzt, weiß: Hier läuft so einiges schief. Rolltreppen, die wochenlang außer Betrieb sind, defekte Anzeigetafeln und fehlende Aufenthaltsräume, wie etwa eine DB-Lounge, sorgen immer wieder für Ärger. Ullrich ist entsetzt: „Eine defekte Rolltreppe muss innerhalb von 24 Stunden repariert werden. Es kann nicht sein, dass die neue Treppe nach nur einem Jahr Betrieb wochenlang stillsteht.“ Solche Zustände seien einer Stadt, die täglich von 50.000 bis 60.000 Reisenden frequentiert werde, nicht würdig. Und: „Gerade bei Verspätungen oder kurzfristigen Änderungen brauchen Reisende verlässliche Informationen. Dass Anzeigetafeln oft nicht funktionieren, ist schlicht inakzeptabel.“

Volker Ullrich: Die Bahn sollte sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren

Die Kritik an der Bahn hat in Augsburg eine lange Geschichte. Bereits vor rund 20 Jahren wurde die Fuggerstadt durch die neue ICE-Trasse über Ingolstadt abgehängt. Die Folgen sind bis heute spürbar. Ullrich sieht jedoch nicht nur die Vergangenheit kritisch, sondern blickt nach vorne: „Das können wir nicht mehr zurückdrehen. Wir müssen jetzt für neue Anbindungen kämpfen, sei es eine bessere Verbindung nach Norden, nach München oder beim Neubau der Strecke Augsburg–Ulm.“ Zudem fordert er eine weitreichende Umleitung der Güterzüge, um das Stadtgebiet und den Hauptbahnhof zu entlasten.

Doch nicht nur die Infrastruktur ist ein Problem, auch das ganze Management der Deutschen Bahn steht für Ullrich auf dem Prüfstand. „Die Bahn hat sich in den letzten 20 Jahren als eine Art weltweiter Logistikkonzern verstanden, der nebenbei noch Eisenbahn in Deutschland betreibt“, beschreibt er die Situation. „Dabei sollte sie sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren.“

Für Ullrich liegt der Schlüssel zur Lösung der Bahnproblematik in einem kompletten Umdenken und er ist sich sicher, dass sich nach der Bundestagswahl auch ein politisches Fenster dafür öffnen wird. „Die Bahn braucht wieder mehr echte Eisenbahner im Management und weniger Betriebswirte“, fordert er. „Es kann nicht sein, dass die Bahn trotz Missmanagement hohe Boni ausschüttet. Die Zufriedenheit der Kunden ist in den letzten Jahren rapide gesunken, genau wie die Pünktlichkeit.“ Er sei froh, dass zumindest 2023 auf den politischen Druck hin keine Prämien ausgezahlt wurden.

Ullrich plädiert zudem für eine neue Rechtsform: „Als Aktiengesellschaft hat sie sich die Bahn völlig verselbstständigt. Wir brauchen ein Unternehmen, das den Kunden auch in den Mittelpunkt stellt und ein Management, das sich an den Wünschen der Reisenden ausrichtet.“
Gleichzeitig müsse die Bahn besser finanziert werden, um Sanierungen und den Ausbau der Infrastruktur voranzutreiben. Am Ende bleibt für Ullrich eine klare Botschaft: Der Hauptbahnhof muss eine Visitenkarte der Stadt werden. „Gut erreichbar, bequem und funktional – das muss der Anspruch sein. Augsburg darf nicht länger abgehängt werden.“

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