Der „neue alte FCA“ – das ist das Motto, das sich der Verein im Vorfeld dieser Saison gegeben hat. Alte Erfolge, mit teils altbekannten und neuen Gesichtern. Markus Krapf, Michael Ströll, Marinko Jurendic und Jess Thorup sollen den FCA wieder auf Kurs bringen. Das AUGSBURG JOURNAL erklärt, was es mit der neuen Strategie und dem mittlerweile komplett vollzogenen Führungswechsel auf sich hat.

15,15,13,14,15. Auf diesen Tabellenplätzen stand der FC Augsburg jeweils am Ende der letzten fünf Saisons. Die sportliche Stagnation im unteren Tabellendrittel ging in den vergangenen Jahren Hand in Hand mit konstantem Wandel auf der Trainerbank. Fünf unterschiedliche Trainer spielten in den vergangenen fünf Spielzeiten immer in etwa das gleiche Ergebnis ein. Das „graue Maus“-Image, das dem Bundesligisten schon seit seinem Aufstieg im Jahr 2011 anhaftet, verfestigte sich. Nicht nur auf dem Spielfeld, auch außerhalb davon.

Nach den beiden Rücktritten von Präsident Klaus Hofmann, sowie tags darauf Cheftrainer Markus Weinzierl im Mai 2022, fand jedoch ein Umdenken – oder besser gesagt ein „Umlenken“ im Verein statt. Mit Markus Krapf holte man einen Präsidenten an Bord, dessen erklärtes Ziel es ist, den FC Augsburg wieder näher an die Stadtgesellschaft heranzuführen. Stefan Reuter bekam eine letzte Chance, nach dem wiederholten Fehlgriff Markus Weinzierl doch noch den richtigen Trainer für den FCA zu finden. Die Wahl fiel auf den jungen, wenig erfahrenen Enrico Maaßen. Dieser sollte die Spielfreude zurück in die Fuggerstadt bringen – gepaart mit dem größten Umbruch in den Augsburger Bundesligazeiten. Eine Aufgabe, an der man fast nur scheitern konnte und an der Maaßen letztlich auch gescheitert ist. Reuter ist zwar noch da, aber als Berater ins zweite Glied gerückt.

Der neue alte FCA: Ein Umbruch mit Weitblick?

Der neue Sportdirektor Marinko Jurendic kann sich für einen Rat an den Weltmeister von 1990 wenden, muss dies aber nicht tun. Seine erste Trainerwahl zeugt davon. Mit Jess Thorup stellt der FC Augsburg einen Mann an die Seitenlinie, den nur die wenigsten im Vorfeld auf dem Zettel hatten. Vermeintlich offensichtlichere Kandidaten wie André Breitenreiter, mit dem Jurendic erfolgreich beim FC Zürich zusammenarbeitete, oder Stefan Kuntz stellten keine ernsthafte Option dar. Die Auswahl erfolgte nach einem klaren Plan und resultierte aus der sportlichen Analyse, die nach der Heimniederlage gegen Darmstadt erfolgte – ruhig, wohlüberlegt und mit Ambition. Attribute, die man so auch Jurendic selbst zuschreiben kann, der beim FCA in mehreren Bereichen transformierend wirken soll.

Michael Ströll, Jess Thorup und Marinko Jurendic (v.l.) bei der Vorstellung Thorups als neuen Coach.

Zusammen mit Christoph Janker und Heinz Moser, mit dem er bereits in Zürich sein klares Konzept für den Nachwuchs entwickelte, soll dieses große Vereinsanliegen auch in Augsburg konkrete Formen annehmen. Moser soll dabei ein Auge auf die Talente in der Paul-Renz-Akademie werfen und dort in Zusammenarbeit mit Claus Schromm, dem Cheftrainer Nachwuchs, ein erfolgreiches Konzept entwickeln. Konkret bedeutet dies, den jungen Spielern einen speziellen Weg für sie in den Profifußball zu ebnen. Über die zweite Mannschaft, aber auch über Leihmodelle in die zweite oder dritte Liga. Die Leihspielerbetreuung und -entwicklung übernimmt wie bisher weiter Christoph Janker. Beide sind, genau wie Thorup, direkt Jurendic unterstellt.

Allerdings ist die erhöhte Durchlässigkeit vom Nachwuchs zu den Profis eher ein mittel- bis langfristiges Thema. Erste positive Beispiele, die den nachhaltigen Sprung von der Jugend in die erste Mannschaft schaffen, erwartet der Schweizer in drei bis fünf Jahren. Die sportliche Weiterentwicklung, auf die die Fans bereits sehnsüchtig seit fünf Jahren warten, soll allerdings deutlich schneller eintreten.

Jess Thorup als Trainer im Fokus

Dafür zuständig sieht sich seit kurzem Jess Thorup. Der 53-Jährige verfügt über drei Jahrzehnte Erfahrung im Profifußball, sowohl als Spieler als auch als Trainer. Dabei kann er eine beeindruckende Bilanz aufweisen. Bei seinen Stationen als Trainer traten meist in kürzester Zeit Erfolge ein. Mit dem FC Midtjylland und dem FC Kopenhagen wurde er Meister in Dänemark. Zudem wird dem Dänen ein gutes Händchen für die Spielerentwicklung nachgesagt. In Kopenhagen formte er Wolfsburgs Knipser Jonas Wind, bei Midtjylland verhalf er Leipzigs Ex-Stürmer Alexander Sörloth zum Durchbruch. Aber auch Pierre-Emile Hojbjerg profitierte von Thorups Qualitäten. 2015 erreichte er mit dem neuen FCA-Coach an der Seitenlinie das Halbfinale der U21-Europameisterschaft. Das persönliche Gespräch mit den Spielern ist dem charismatischen Trainer dabei wichtig, er möchte jeden als Menschen kennenlernen, nicht nur als Fußballer. „Wenn etwas ist, ist meine Tür immer offen“, sagt Thorup in einem Vereins-Interview. Abseits des Fußballs beschreibt sich der Däne selbst als Familienmenschen, der gerne in der Natur ist. „Nach der Unterschrift haben meine Kinder direkt gefragt, wann das erste Heimspiel ist, sie wollen kommen und es anschauen.“

Jurendic, Thorup und Ströll bei der offiziellen Verkündung des neuen Trainers. Foto: FC Augsburg

Die gestiegene Erwartungshaltung innerhalb des Vereins beunruhigt Thorup dabei nicht. „Sie haben hohe Ambitionen. Wir haben jetzt auch neue Leute im Verein, die sagen, jetzt müssen wir den nächsten Schritt machen“, sagte er bereits bei seiner Antrittspressekonferenz. Auf die Umsetzung warten nicht nur die Fans, sondern in erster Linie die Augsburger Führungsriege um Präsident Markus Krapf und den kaufmännischen Geschäftsführer Michael Ströll. Während Ströll auf die wirtschaftlichen Verhältnisse blickt und in enger Zusammenarbeit mit Jurendic auch die sportlichen Geschicke leitet, möchte Krapf den Club wieder stärker in die Stadtgesellschaft integrieren. Das ist ihm bislang gut gelungen. Auftritte bei den Sommernächten oder auf dem Herbstplärrer oder eine Trikotvorstellung im Goldenen Saal, zeigen, dass der FCA wieder näher dran ist, am lokalen Publikum. Die kürzlich vorgestellte „FCA-DNA“ – mit sieben ausformulierten Werten – verleiht dem Verein mehr Transparenz in der Außendarstellung und ist ein weiterer Schritt weg vom Image des Bundesliga-Underdogs. Der größte Schritt allerdings muss auf dem Rasen passieren. Denn bekommen die sportlichen Grundmauern nicht das nötige Fundament, bringt auch der schönste Anstrich nichts.

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