Dafür, dass der Augsburger Rennradprofi Marco Brenner dieses Jahr beim Giro d‘Italia im Trikot des Deutschen Meisters antreten durfte, gab es zwei Jahre zuvor nur wenige Anzeichen. Damals stand er an einem Wendepunkt. Rückenprobleme, Selbstzweifel, sportlicher Stillstand. „Mental war 2023 das härteste Jahr, ich habe da alles in Frage gestellt, ob das überhaupt das ist, worauf ich Lust habe”, sagt er heute rückblickend im Gespräch mit dem Augsburg Journal. Inzwischen ist vieles anders. Brenner hat sich zurückgekämpft – körperlich, mental, sportlich und möchte nun mehr denn je angreifen.
Wie Rennradprofi Marco Brenner zurück zu neuer alter Stärke fand
Was war mit dem vielversprechenden Talent, das vor drei Jahren noch bei der Vuelta in Spanien an den Start ging, geschehen? „2020 hatte ich einen Unfall mit einem Traktor in Augsburg. Weil ich damals nicht die richtigen Reha-Maßnahmen ergriffen habe, hat sich dadurch eine muskuläre Dysbalance entwickelt“, erklärt Brenner. Die Schmerzen wurden mit der Zeit immer größer. „2023 habe ich das aber nachgeholt und danach wurde es immer besser und besser.“
Ein weiterer Faktor für seine positive Entwicklung – der Wechsel von DSM zum Tudor Pro Cycling Team, dem Rennstall von Ex-Profi Fabian Cancellara. „Ich bin mega happy mit der Entscheidung. Das sieht man auch an den Ergebnissen.“ Neben seinem Etappensieg bei der Settimana Internazionale Coppi e Bartali sorgte vor allem der Gewinn der Deutschen Meisterschaft für Aufsehen – und bescherte ihm das Trikot, in dem er auch beim Giro an den Start geht.
„Das neue Team ist innovativ und familiär“
Die Zielsetzung ist klar. Nicht auf der Gesamtwertung, sondern auf einzelnen Etappen liegt der Fokus: „Ich will mir ein paar Etappen raussuchen, auf denen ich attackieren kann“, sagt er. Der Start beim Giro bedeutet nach der Teilnahme bei der Vuelta 2022 die zweite Teilnahme an einer der drei großen Rundfahrten. Fehlt nur noch die Tour de France. Der absolute Klassiker unter den Radsportevents ist in diesem Jahr noch kein Thema, auch wenn Tadej Pogačar etwa letztes Jahr zuerst den Giro und danach die Tour gewann. „Manche machen beides, aber ich bin noch etwas zu jung, so ein Risiko einzugehen.“ Dafür stimmt das Umfeld. „Das Team ist innovativ und gleichzeitig familiär. Ich bekomme meine eigenen Chancen – kann aber auch helfen, wenn es wichtig ist.“
Privat wohnt der 22-Jährige inzwischen mit seiner Freundin, die ebenfalls Rennradprofi ist, in Salzburg. Zuvor lebte er, wie viele andere Profis, jahrelang in Andorra. „Dort hatte ich immer das Gefühl, im Trainingslager zu sein, das ist jetzt zum Glück anders.“ Nun trainiert er, wenn es der Kalender erlaubt, meistens gemeinsam mit seiner Freundin, dafür biete das Salzburger Land schöne Strecken. Außerdem lebt er jetzt nun deutlich näher an Augsburg, ein weiterer Vorteil. Nachdem er in diesem Jahr beim Giro auf sich aufmerksam machen konnte, hat Brenner für die kommenden Jahre noch weitaus größere Ziele.
„Ich hoffe, dass ich vielleicht in zwei, drei oder vier Jahren zur Weltspitze aufschließen kann.“ Die ersten Schritte dazu sind gemacht.
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