Nicht nur seine Dirndl sind opulent, kunstvoll – und nie von der Stange. Emanuel Burger, 31, Designer aus dem oberösterreichischen St. Georgen im Attergau, sorgt mit seinen Entwürfen seit Jahren für Aufsehen. Im Textil- und Industriemuseum tim in Augsburg zeigt er in der aktuellen Ausstellung „DIRNDL – Tradition goes Fashion“ mehrere Modelle – darunter eines, das aus einem über 100 Jahre alten Paisley-Schal seiner Großmutter Franziska gefertigt wurde. „Sie hat ihn ausgemustert – ich hab daraus den Rock gemacht, samt passendem Stickmuster oben. Sie vermisst ihn nicht, findet’s aber sehr schön. Anziehen wird sie es wohl nicht“, lacht Burger. Es passe sehr gut hierher, weil Augsburg so bekannt sei für seine Drucke.
Für ein anderes Dirndl kämpfte er drei Jahre um die Erlaubnis, es für Gössl zu designen – der Auftakt seiner Couture-Dirndl-Karriere. Inspiration findet Burger überall – in der Natur, bei einem Glas Wein oder in alten Musterbüchern.
Wie beim Dirndl mit Blaudruck: Dazu inspirierte ihn das Motiv aus dem tim-Archiv, in dem er stöbern durfte. Kaufen kann man die dort ausgestellten Stücke nicht, sie sind für Modeschauen reserviert. Ein viertes Dirndl jedoch wurde verkauft – für 48.000 Euro. Der Grund: aufwändiges Design.
Burger sieht das Dirndl nicht als verstaubtes Symbol, sondern als wandelbares Mode-Statement – und setzt dabei Zeichen: „Viele Models auf internationalen Laufstegen sind zu dünn, aber ein Dirndl braucht menschliche Formen, um richtig zu wirken“, sagte er „MeinBezirk“. Sein Modell mit transparentem schwarzem Rock, das auch im tim präsentiert wurde, zeigt daneben: Auch Provokation hat ihren Platz.
Seit 2021 ist Burger Chefdesigner des Labels Wood Fashion, das Kleidung nachhaltig, regional und modebewusst produzieren will, etwa T-Shirts und Mützen aus dem „HolzStoff“ TENCEL™. Sein Traum: „Sneaker aus Holz recyceln – das wär’s.“ Das Dirndl bleibt daneben sein kreatives Steckenpferd. 2024 eröffnete eines seiner Dirndl die Mailänder Modewoche. „Spektakulär, aber auch unorganisiert“ war‘s. Für London musste er absagen, hat aber ein Ziel: Kilt-Dirndl für Großbritannien. Denn Burger ist überzeugt, „dass das Dirndl in den Metropolen der Welt Potential hat.“
Und was sind dieses Jahr dem Experten zufolge die Dirndl-Trends? Burger sagt: Dezente Farben, Naturtöne wie Mokka und immer noch eher pastellig, fast keine Muster mehr, keine oder schlichte Schnürungen – „und was mir besonders gut gefällt: Man sieht wieder viel Spitze und gerade Häkelspitze.“ Und selbst? „Ich hab noch nie ein Dirndl angehabt, aber eine Lederhose“ – auch wenn ihn, wie er bei anderen Trachtendesignern beobachtet, vielleicht bald ein gewisses Sättigungsgefühl einholt.
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