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Samstag, 22. März 2025

„Claudia im Wunderland“ – Fabian als „Bayern-Leo“: Freud und Frust nach der Bundestagswahl

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Wahlkampf- und Fasching-Endspurt fielen 2025 ausnahmsweise zusammen und somit warfen sich auch hochrangige Politiker kurz vor dem Urnengang noch in außergewöhnliche Kostüme. Bunt, ein bisschen verrückt, aber mit einer klaren Message, so trat Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) schon im vergangenen Jahr bei der BR-Livesendung „Fastnacht in Franken“ als „Anti-Fax-Punk“ auf. Heuer präsentierte sich der Politiker, der aus dem Landkreis Augsburg stammt, hingegen als „Bayern-Emoji“.

Eine andere Polit-Größe aus unserer Region zog tatsächlich alle Blicke auf sich. Auch wenn die Grünen in der Bundestagswahl hinter den eigenen Erwartungen zurückblieben, im fränkischen Veitshöchheim hätten sie „easy“ einen Kostümwettbewerb gewonnen. Die Chefin der Landtags-Grünen in Bayern, Katharina Schulze, war auf den ersten Blick zu erkennen und auch, dass sie als Taylor Swift verkleidet war, war eindeutig, doch wer war die Dame im beeindruckend aufwendigen Kleid der „Herzkönigin“ neben ihr? Richtig, das war unsere Claudia Roth. Als Inspiration für das Kostüm des grünen Augsburger Urgestein diente der Film „Alice im Wunderland“ und auch ihre Begleitung, Würzburgs zweiter Bürgermeister Martin Heilig, hatte sich als „Hutmacher“ passend dazu in Schale geworfen.

Freud und Frust nach der Bundestagswahl

Am Sonntag ging es für Roth dann zur Wahlveranstaltung nach Augsburg, wo zwischen ihr und CSU-Mann Volker Ullrich zwischenzeitlich die Fetzen flogen. Ullrich gewann zwar gegen Roth das Duell um das Augsburger Direktmandat, schaffte es aber dennoch nicht ins Parlament.

Volker Ullrich hat gebangt, Heike Heubach und auch Rainer Kraft. Während das lange Warten bis in die frühen Morgenstunden auf den (Nicht-)Einzug des Bündnis-Sahra-Wagenknecht (BSW) in den kommenden Deutschen Bundestag für AFD-Politiker Kraft und SPD-Parlamentarierin Heubach ein gutes Ende fand, zieht Ullrich (CSU) nicht wieder in das Parlament ein. Er darf sich als eines der ersten Opfer der Wahlreform wissen, welch schwacher Trost.

Nachdem auch Ulrike Bahr (SPD) und Maximilian Funke-Kaiser (FDP) es nicht geschafft haben, wird die Stadt Augsburg im nächsten Parlament mit Claudia Roth und Raimond Scheirich (AfD) lediglich von zwei (wahrscheinlichen) Oppositions-Politikern vertreten.
Vor allem Volker Ullrich setzte sein Scheitern offensichtlich zu. Galt seine Position unmittelbar nach dem Festlegen der Wahlreform als gefährdet, wurde zuletzt davon ausgegangen, dass er die Verkleinerung des Parlaments um über 100 Sitze überstehen würde. Ein Irrtum, begründet nicht zuletzt durch das eher schwache Wahlergebnis der bayerischen CSU mit insgesamt „nur“ 37,2 Prozent.

Ullrich: Den Handschlag verweigert

„Den hart umkämpften Wahlkreis Augsburg habe ich mit 31,1 Prozent und über zehn Prozentpunkten Vorsprung gewonnen. Und dennoch nicht im Bundestag? Das neue Wahlrecht ist unfair und undemokratisch. Verloren haben vor allem meine Wähler und das Vertrauen in die Demokratie“, schrieb er am Tag nach der Wahl. Bereits am Wahlsonntagabend war er mit Claudia Roth (Zweitbeste im Stimmkreis Augsburg mit 20,6 Prozent) aneinandergeraten, der er vorwarf, sie sei „keine Demokratin“. Nicht wenige in der CSU sehen sich durch die Wahlreform ungerecht behandelt, die von der „Berliner Ampel“ (SPD, Grüne, FDP) nach einem Verfassungsgerichtsurteil durchgesetzt worden war. Entsprechend verweigerte Ullrich seiner im Stimmkreis unterlegenen Mitbewerberin – die allerdings per Listenplatz wieder nach Berlin kommt – zunächst den Handschlag, bevor er sich für sein Verhalten entschuldigte.

In seinem Gram darf sich Ullrich eins wissen mit zwei bayerischen CSU-Großstadt-Kollegen, die in München und Nürnberg ähnlich umkämpfte Wahlkreise knapp gewonnen haben, aber ebenfalls auf der Strecke bleiben. „Wahlkreis bleibt wegen ungenügender Zweitstimmendeckung unbesetzt“, steht für diese Fälle leidenschaftslos im Protokoll des Landeswahlleiters.

Ins Parlament ziehen stattdessen zahlreiche Stimmenkönige vom (Um-)Lande, die Prozentwerte Richtung der 50 geholt haben. Mit Hansjörg Durz (53, Neusäß, 44,5 Prozent Erststimmen) zieht der Stimmkreisabgeordnete aus den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg erneut in den Bundestag ein ebenso wie Stephan Stracke (50, Marktoberdorf, Wahlkreis Ostallgäu/Augsburger Land, 45,5 Prozent), Ulrich Lange (55, Nördlingen, Wahlkreis Donau-Ries/Dillingen/Aichacher Land, 45,1 Prozent), Alexander Engelhard (52, Weißenhorn, Wahlkreis Günzburg/Neu-Ulm, 42,5 Prozent) und Mechthilde Wittmann (57, Kempten, Oberallgäu, 36,8 Prozent). Neu ist Florian Dorn (39, CSU, Bad Grönenbach, 43,8 Prozent) im neugebildeten Stimmkreis Unterallgäu/Augsburg-Land.

Ulrike Bahr schaffte es nicht nach Berlin

Langjährige Abgeordnete für Augsburg war Ulrike Bahr (60) für die SPD, die diesmal 14,1 Prozent der Erststimmen erhielt. War, denn die gelernte Lehrerin hat es diesmal nicht mehr geschafft. Ihr Platz auf der bayerischen Landesliste war um einiges zu weit hinten, um auf diesem Wege noch einmal nach Berlin zu kommen. Gerade gut genug war dieser von der eigenen Partei vergebene Listenplatz für Heike Heubach (45), die eine Punktlandung schaffte (12,7 Prozent im Stimmkreis Augsburg-Land, Aichach). 14 Plätze für die Bayern-SPD bei Listenplatz 14, das passt für die Stadtbergerin. Zweiter verbleibender schwäbischer Abgeordneter für die SPD wird Listenkandidat Christoph Schmid (48) aus Alerheim, Kreis Donau-Ries sein.

Aufgrund der letzten Umfragen durfte davon ausgegangen werden, dass auch der Augsburger AfD-Bewerber Raimond Scheirich (35 Jahre, 17,3 Prozent Erststimmen in Augsburg) dem nächsten Bundestag angehören würde. Sein Listenplatz reichte recht locker. Dass es für ihn knapp werden würde, war für Rainer Kraft (51, Langweid, AfD) spätestens seit der Listenaufstellung seiner Partei klar. Das gute Ergebnis der AfD beschert aber auch ihm den Wiedereinzug nach Berlin.

Schon recht bald war im Laufe des Wahlabends klar geworden, dass es für FDP-Abgeordneten Maximilian Funke-Kaiser (31 Jahre, 2,8 Prozent Erststimmen) nichts mehr mit einem Abgeordnetensitz werden dürfte. Die FDP scheidet zum zweiten Mal komplett aus dem deutschen Bundestag aus.

Nichts geworden ist es auch mit den Ambitionen der Freien Wähler, über drei gewonnene Direktmandate ins Parlament nach Berlin einzuziehen. Zwar schaffte Parteichef Hubert Aiwanger immerhin rund 20 Prozent Erststimmen, Michael Wörle (57), der Gersthofer Bürgermeister, kam in Augsburg aber gerade einmal auf 3,7 Prozent. Keine Vertreter aus Schwaben entsendet „Die Linke“ in den Bundestag.

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