Hans-Jakob Fugger lebte von 1516 – 1575. Er förderte Wissenschaft und Künste. Sein Augsburger Denkmal steht auf dem Fuggerplatz.

Von Carsten Kremser

Zum 500. Geburtstag der Fuggerei kamen Politiker wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nach Augsburg. Sie feierten das Jubiläum der weltberühmten Sozialsiedlung und würdigten die Stifterfamilie Fugger im Pavillon auf dem Rathausplatz.

Doch kaum ist die Party in Augsburgs guter Stube vorbei, könnte es dem Augsburger Fugger-Denkmal nebenan auf dem Fuggerplatz an den Kragen gehen. In der Augsburger Allgemeinen forderte eine Würzburger Amerikanistik-Gelehrte, dass die Stadt Augsburg entscheiden müsse, ob die Statue von Hans-Jakob Fugger entfernt werden müsse. Hintergrund ist die Verwicklung der Augsburger Kaufmannsfamilien Fugger und Welser in den Sklavenhandel im 16. Jahrhundert.

Privatdozentin Dr. Heike Raphael-Hernandez von der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg forderte in dem Blatt zudem: „Sollte diese Statue stehenbleiben, dürfe dies nicht so unkommentiert geschehen. Es müsste zum Beispiel eine Kommentartafel dazu stehen, die auf diese Verwicklung hinweisen würde. Es könnten auch Künstlerinnen und Künstler gebeten werden, ein Gegenstück zur Statue zu entwerfen, welches daneben einen Platz finden würde.“

Prof. Dr. Heike Raphael-Hernandez vom Lehrstuhl für Amerikanistik der Universität Würzburg. (Foto: Robert Emmerich/Presse Uni Würzburg)

In dem Zeitungsbeitrag wird der transatlantische Sklavenhandel beschrieben. Kupfer aus Fuggerschen Minen in Tirol sei dazu verwendet worden, afrikanische Sklaven zu kaufen, die über den Atlantik nach Amerika weiterverkauft wurden. Von der Fuggerei ist nicht die Rede.

Die Geschichte des Sklavenhandels ist auch im Augsburger Fugger und Welser-Museum aufgearbeitet worden. Hans-Jakob Fugger (1516 – 1575) war der Großneffe von Jakob Fugger dem Reichen. Der Vater von sage und schreibe 19 Kindern konnte mit Geld nicht so gut umgehen, schied als Bankrotteur aus dem Fuggerkonzern aus, zeichnete sich aber als Gelehrter und Förderer der Künste und der Wissenschaft aus. Deswegen stiftete der abgedankte Bayerische König Ludwig I. 1857 das Denkmal.

Die Würzburger Gelehrte reiht sich mit ihrer Forderung ein die „Woke“-Bewegung, der bereits der Hotel-Name Drei Mohren in der Maximilianstraße zum Opfer fiel. Die Hotel-Führung hielt dem Druck der Bewegung nicht stand und benannte das Traditionshaus 2020 nach über 500 Jahren in „Hotel Maximilians“ um.

Die „Woke“-Bewegung („Woke“ kann als „Wachsamkeit“ übersetzt werden), setzt sich intensiv mit angeblichen und tatsächlichen Missständen auseinander. Im Fokus der Bewegung stehen vor allem Themen wie Rassismus, Sexismus und Diskriminierungen. Kritisiert werden Begriffe wie „Zigeunerschnitzel“ oder „Mohrenkopf“.

Die aus Augsburg stammende Berliner Bürgermeister-Kandidatin der Grünen, Bettina Jarasch, musste sich im Wahlkampf 2021 entschuldigen, weil sie auf einer Bühne erzählt hatte, sie habe als Kind früher „Indianer-Häuptling“ werden wollen. „Woke“-Aktivisten hatten bemängelt, dies sei ein „diskriminierendes Denkmuster“ gewesen.

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