Das kann doch wohl nicht wahr sein: Kaum 14 Uhr vorbei, schönstes samstägliches Frischluft-Wetter und dennoch wird man aus dem Stadtmarkt Augsburg herauskomplimentiert. In München, also, in München passiere einem so etwas nicht, da könne man auf dem Viktualienmarkt sitzen, bis es dunkel wird, so klagt eine enttäuschte Besuchergruppe.

Augsburgs Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle und Amtsleiter Wolfgang Färber kennen die Problematik bestens – und sie kennen die Gründe dafür, dass es in Augsburg so ist, wie es ist. Und sie erklären, dass man sowohl in der Verwaltung wie in der Stadtpolitik die sich wandelnden Zeiten in Sachen Startmarkt genau beobachte und dass geplant sei, diesen Markt zukunftsfähig zu machen, ohne seine Tradition zu vergessen.

Ein gravierender Unterschied zwischen dem Münchner Viktualienmarkt und dem Augsburger Stadtmarkt: Das Gelände in Augsburg ist in sich geschlossen, kann – und wird – allabendlich abgesperrt. Das, so erklären es die Zuständigen, habe Vorteile in Sachen Sicherheit, Sauberkeit oder Vandalismus, selbst wenn es, wie leidvolle Erfahrungen mit Einbrechern zeigen, keine absolute Sicherheit gegen Missetäter gebe. Die Stände auf dem Münchner Viktualienmarkt stehen frei in der Stadt, sind rund um die Uhr von allen Seiten zugänglich. Letztlich, so Birgit Unterhuber von der Stadt München, sei es Sache jedes einzelnen Marktbeschickers selbst, seinen Stand und seine Waren zu sichern. Es bleibe aber nicht aus, dass es zu Beschädigungen oder Verschmutzungen komme.

Münchner Viktualienmarkt oder Stadtmarkt Augsburg – was ist besser?

Vorteil des Münchner Viktualienmarktes: Es fällt dort leicht, einzelnen Standbetreibern unterschiedliche Öffnungszeiten zu ermöglichen. Im Rahmen der geltenden Ladenschluss- oder Gaststättenverordnung kann dort jeder öffnen, wie er möchte. Freilich gebe es für den Viktualienmarkt wie für andere der Münchner Märkte auch sogenannte Kernöffnungszeiten, zu denen nach Vorstellung der Marktbehörde möglichst alle Geschäfte geöffnet sein sollen. Aber gerade in den Abendstunden herrsche mehr Flexibilität. Ein Bäckergeschäft schließe eben früher, die Verkaufsstände müssten laut Ladenschlussgesetz um 20 Uhr zu machen, der Biergarten und vergleichbare Gastronomie können darüber hinaus länger ihre Gäste bewirten. Auch samstags.

In Augsburg, so schildern es Hübschle und Färber, sei es das gemeinsame Bestreben aller, das Charakteristische des Marktes, die „Marke Augsburger Stadtmarkt“ zu bewahren. Die Charakteristik des Marktes sei der Mix aus insgesamt 81 heimischen Händlern, die – soweit möglich – selbst erzeugte oder hergestellte lokale oder regionale Produkte anbieten.

Bislang habe man sich bemüht, zu bestimmten Kernöffnungszeiten möglichst alle Stände und Geschäfte geöffnet zu sehen. Was bedeute, dass vor allem auf jene Standbetreiber Rücksicht genommen wird, die ihr Tagwerk sehr früh beginnen. Das gelte für Bäcker, Metzger, das gelte für den Obst- und Gemüsehändler, der zu nachtschlafender Zeit auf dem Großmarkt einkaufe. Schon zur Mittagszeit hat mancher von ihnen einen Acht-Stunden-Arbeitstag hinter sich. Das Problem, geeignetes Personal zu finden, zeige sich auch bei den Stadtmarkthändlern, weiß man im Marktamt.

Fleischhalle könnte nach Westen einen weiteren Ausgang bekommen

Man höre und sehe dort sehr wohl, dass es Läden gerade aus dem Bereich der Gastronomie gebe, wo das Geschäft erst in den Nachmittagsstunden in Schwung komme und wo es bis in den Abend weitergehen könnte. Die Kernöffnungszeiten des Stadtmarktes, montags bis freitags 9 bis 17 Uhr (Öffnungszeiten 8 bis 18 Uhr) sowie am Samstag bis 14 Uhr, passten da nicht für jeden Unternehmer optimal.

Abhilfe ist nach Worten der Marktverantwortlichen aber in Sicht. Aktuell befinde man sich in einem Diskussionsprozess zwischen dem Beirat der Marktbeschicker, der Verwaltung und dem Stadtrat, wo Leitlinien für die Zukunft erdacht werden sollen. In einem ersten Schritt baulich ändern könne man die Situation am sogenannten Bauernmarkt, jener Fläche im Westen des Stadtmarktes zwischen den Markthallen und der Fuggerstraßenbebauung. Dergestalt, dass man zusätzliche Tore einfüge, die den Bauernmarkt von der Obst-, Gemüse- und Bäckergasse abtrenne. An zwei Stellen müssen für die Wege Richtung Annastraße Lösungen gefunden werden. Wenn dann eine Abtrennung beispielsweise nach 18 Uhr machbar sei, dann, so Referent Hübschle, könne man im Bereich des Bauernmarkt-Geländes zumindest schon einmal für die dort ansässige Gastronomie geänderte Zugangs- und Öffnungszeiten ermöglichen.

Bislang ist es so, dass, wenn der Augsburger Stadtmarkt schließt, schmiedeeiserne Tore gesperrt werden (li.) und das Gelände komplett unzugänglich ist.

In einem weiteren Schritt wird der Stadtmarkt baulich umfangreicher überarbeitet. Eine Idee dabei ist es, die Fleischhalle mit einem zusätzlichen Zugang nach Westen auszustatten, was zusätzliche Flexibilität ermögliche.

Eines der Probleme des Umbaus, so Hübschle, werde die ordnungsgemäße Entwässerung des Richtung Annastraße abschüssigen Geländes sein. Wohl über sechs Millionen werde die Umgestaltung der Flächen und der Hallen kosten. Darüber sei im Stadtrat bereits gesprochen worden. Man habe überwiegend die Meinung vernommen, dass die Räte einer behutsamen Modernisierung des Markt-Konzeptes offen gegenübergestanden seien.

Was in München auf dem Vitktualienmarkt geht, das könnte bald auch in Augsburg (unser Bild) möglich sein: Menschen verweilen im Biergarten, während andere Stände schon geschlossen haben.

Bei allen Umbauten und Öffnungs-Änderungen gelte aber auch hier die Maßgabe, den Stadtmarkt Augsburg als Marke mit ihren Besonderheiten zu bewahren. Einen „Foodcourt“ (Gastronomiebereich) internationalen Zuschnitts, wie er in jeder Stadt dieser Welt stehen könnte, das werde es nicht geben. si

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