Grünen-Politikerin Claudia Roth Telefonat mit „Ministerin in spe“
Ein Beitrag von
Anja Marks-Schilffarth
mit ganz persönlicher Note
Augsburg wird vielleicht Kulturhauptstadt,“ lachen wir gemeinsam am Telefon – eine glückliche Claudia Roth und eine Augsburger Journalistin, die stolz ist, eine so erfolgreiche Politikerin seit vielen Jahr zu kennen. Claudia Roth ist eine, die viele Menschen beruflich kennen, aber auch menschlich schätzen. Die 66-jährige Grünen-Politikerin, deren Wahlkreis Augsburg und Königsbrunn ist und die seit 2013 das Amt der Vizepräsidentin des deutschen Bundestags bekleidet, ist bestens vernetzt und bei vielen beliebt.
Auf die Ankündigung, sie soll neue Staatsministerin für Kultur und Medien werden, erreichten sie Glückwünsche und Botschaften aus der ganzen Welt. Auch mein Anruf gilt diesem Zweck.
Ich habe Glück und erreiche sie in Berlin, wo sie seit Wochen fester Bestandteil von Sondierungs- und Koalitionsgesprächen der neuen Ampel-Regierung aus SPD, FDP und Grünen ist. Dass sie in der Nikolaus-Woche offiziell zur Staatsministerin für Kultur und Medien ernannt werden soll, hat sie selbst überrascht, wie sie erzählt: „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet, auch wenn ich bei den Koalitionsverhandlungen für diesen Bereich die Verhandlungsführerin der Grünen war.“
Beschlossen wurden darin auch Punkte, die sich positiv für Augsburg auswirken könnten. Ein wichtiger Fokus liegt nämlich auf Industrie- und Erinnerungskultur, angestrebt wird eine stärkere Verknüpfung etablierter Kultureinrichtungen mit der freien Szene, auch Clubs und andere Kunstrichtungen sollen künftig finanziell stärker unterstützt werden. Der Vorschlag, Claudia Roth solle selbst der „Kopf“ dieses Amtes sein, hat sie nicht nur überrascht, sondern auch sehr gefreut: „Es war eine so positive Stimmung, getragen von viel Zuspruch und großer Zustimmung. Das erfüllt mich natürlich mit großer Freude.“
Zum Jubeln sei es aber zu früh, mahnt sie. „Jetzt müssen erst noch unsere Parteimitglieder in einer Urwahl dem gesamten Koalitionsvertrag zustimmen.“
Die übergeordnete Verantwortung für das kulturelle wie auch mediale Leben unseres Landes zu übernehmen, ist freilich keine leichte Aufgabe, in diesen Zeiten. Kulturschaffende wie auch Medientreibende leiden besonders stark unter Corona-Nebenwirkungen wie Lockdowns, Kontaktbeschränkungen und Veranstaltungsausfällen. Aber Herausforderungen hat Claudia Roth noch nie gescheut. Und die Kultur ist seit jeher ihr Steckenpferd.
Vor ihrer politischen Karriere bei den Grünen, für die sie viele Jahre Pressesprecherin, Europa- und Bundestagsabgeordnete, Parteichefin und seit 2013 Bundestags-Vizepräsidentin war, schnupperte die gebürtige Unterallgäuerin aus Babenhausen nämlich schon Theaterluft. Praktika und Engagements als Dramaturgin an Theatern in Memmingen und Dortmund gaben ihr einen Einblick in die Kulturwelt.
In den 80-ern zog es sie ins Musikgeschäft, als Managerin der Rockband „Ton, Steine, Scherben“ um Rio Reiser, bevor sie die politische Laufbahn einschlug. „Trotzdem ist und bleibt Kultur mein Lebenselixier – und ich empfinde sie als extrem wichtigen Teil unserer Demokratie. Als Wahl-Augsburgerin gehören Brecht, Mozart, aber auch die Industrie- und Erinnerungskultur unserer Stadt schon immer zu meinem Leben“, sagt Claudia Roth, die sich schon immer auch für kulturelle Themen engagiert hat und z.B. vorgeschlagen hat, dass Kunstwerke von Augsburger Künstlern vom Bundestag angekauft werden.
Eine enge Zusammenarbeit mit den Kultusministerinnen und -ministern der einzelnen Länder würde sich Claudia Roth nach einer Wahl wünschen, um „Hand in Hand parteiübergreifend das Beste für die Kultur und Medien in Deutschland zu schaffen.“ Die Menschenfreundin vertritt auch als Bundestagsvizepräsidentin schon lange das Credo: „Wir müssen Lösungen und gute Wege finden, wie wir die Kulturschaffenden in Deutschland durch die Krise hindurch führen.“
Eines beweist die Corona-Krise, macht Claudia Roth am Ende unseres kurzen Telefonats deutlich: „Gerade in dieser Krise zeigt sich: Kunst und Kultur sind kein Luxusgut, sondern vielmehr der Kitt unserer Gesellschaft.“ Und auf die Frage, ob das neue Amt die Krönung ihres politischen Schaffens wäre, gibt sie unumwunden zu: „Ja“.
Augsburg hält die Daumen.