Ein vollumfängliches Geständnis. Das soll der Augsburger Jurist Daniel B. abgegeben und frischen Schwung in eine delikate Angelegenheit gebracht haben. Daniel B. und seiner Ehefrau Dana E.-B. wird vorgeworfen, zahlreiche gutgläubige Anleger um insgesamt bis zu 1,7 Millionen Euro erleichtert zu haben. Als „Protz-Beamte“, „Dubai-Beamte“ oder „Bonnie & Clyde aus Augsburg“ machten beide Schlagzeilen, nachdem sie Fotos ihres Luxuslebens in den sozialen Medien veröffentlicht hatten. Den möglicherweise komplizierten Weg für die Ermittler der Polizei, sämtliche Geldflüsse exakt nachvollziehen zu müssen, könnte dieses Geständnis erleichtern. Und es verbessert die Chance, dass es in Bälde zu einem Gerichtsverfahren kommt.

Rechtsanwalt Michael Weiss vertritt mehrere Geschädigte des mutmaßlichen Betrüger-Paares: Das mit dem Geständnis, das habe er auch gelesen. Die BILD-Zeitung hatte berichtet, der 36-jährige Jurist habe Vorwürfe des Betrugs und Verstöße nach dem Kreditwesengesetz eingeräumt und seine Ehefrau entlastet. Bestimmte Informationen dazu, so Weiss, stammten von ihm, Informationen wiederum, die er von der Kripo gehabt habe. Er wisse aber nicht, welche konkreten Betrugsvorwürfe das angebliche Geständnis umfasse. Der Anwalt geht davon aus, dass es in der Sache zu einem Verfahren vor dem Augsburger Landgericht kommen wird. Dort sind schon Angeklagte zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt worden, die eine geringere Schadenssumme als die kolportierten 1,7 Millionen verursacht haben. Insider gehen davon aus, dass es durchaus für eine Strafe von zwischen vier und sechs Jahren reichen könnte. Nur für Daniel B.? Das, so vermutet Michael Weiss, könnte der Hintergrund des nun abgelegten Geständnisses sein. Devise: „Schaut her, ich war´s ganz allein, meine Frau ist unschuldig.“ Ähnlich hat sich wohl auch Dana E.-B. selbst schon geäußert, die von einer Betrugsmaschinerie nichts mitbekommen haben will. Anleger, die sich an sie gewandt hatten mit der Aufforderung, sich bei ihrem Ehemann um Geldrückzahlungen zu kümmern, habe sie per Sprachnachricht beschimpft und ihnen eine Anzeige angedroht.

Daniel B.: Er sitzt in U-Haft, sie macht Party

In den sozialen Medien kursierten kürzlich Party-Fotos der 39-Jährigen in einer Münchner Nobel-Bar – und das, während Daniel B. seit einiger Zeit in Untersuchungshaft im Gefängnis sitzt. Aber ob das mit dem „Alleintäter“ Daniel B. den Tatsachen entspricht? Nicht nur Anwalt Weiss hat da seine Zweifel. Zu offensichtlich sei in den verschiedenen Internet-Postings des Paares zu sehen, dass sich beide gemeinsam einem Luxus-Leben hingegeben haben: teure Reisen, teure Hotels, teure Partys. Ermittlungen der Kripo würden zeigen, dass erhebliche Geldbeträge an Dana E.-B. geflossen seien, die nicht allein aus dem Oberregierungsratsgehalt des Ehemannes gestammt hätten. Einer, der die Angelegenheit inzwischen aus einer gewissen Distanz verfolgt, ist der Augsburger Unternehmer Christian Hammer (59, Name geändert). Er gehört zu jenen, die von Daniel und Dana abgezockt wurden. Mithilfe seiner Anwälte hat Hammer ein Schuld-Anerkenntnis in Höhe von über 100.000 Euro erwirkt. Auf diesen Betrag war sein Krypto-Währungskonto angewachsen, für welches er den beiden insgesamt rund 25.000 Euro überlassen hatte. Auf einen ähnlichen Betrag beziffert der Augsburger seinen Verlust durch Konten-Pfändungen, durch die er versucht habe, wieder an sein Geld zu kommen.

Geschädigter Anleger sagt: „Alles Fake“

Wie alles anfing? Hammer erinnert sich an einen Abend in einer Bar in der Augsburger City, wo er Daniel und Dana das erste Mal traf. Man unterhielt sich gut, gemeinsames Skifahren in Kitzbühel, gegenseitige Einladungen zuhause, gemeinsames Essen im Sterne-Restaurant seien gefolgt. Nach Monaten sei das Gespräch auf das Thema Geldanlage gekommen. Dana als Richterin am Verwaltungsgericht, später als Abteilungsleiterin in einem Landratsamt, Daniel als Jurist in der bayerischen Staatskanzlei – das habe Eindruck gemacht und Vertrauen geschaffen. Vertrauen darauf, dass es mit einer Anlage bei der Firma E.Capital, ansässig in Estland, dem Herkunftsland von Dana E.-B., gutgehen werde. Es habe viel Nachdruck erfordert, um Monate später sein Geld zurückzuerhalten, so Hammer. 100.000 Euro habe er eingezahlt, 109.000 Dollar zurückerhalten. Schon damals habe er von anderen Anlegern gehört, die Schwierigkeiten mit der Geldrückzahlung gehabt hätten. Dennoch habe er sich zur erwähnten Investition in Krypto-Währung überzeugen lassen. Hammer meint, dass bei den beiden wohl nicht viel zu holen sein werde. Er sei heute der Überzeugung, dass Daniel und Dana nie wirklich Anlagen oder Investitionen getätigt hätten. „Alles Fake“, nennt er das, was Anlegern präsentiert worden sei. Das Geld habe wohl allein dazu gedient, dem Paar seinen luxuriösen Lebenswandel zu finanzieren. So ganz sieht Hammer sich und sein Geld noch nicht auf verlorenem Posten. Es gäbe die Chance, künftige Gehaltszahlungen der beiden zu pfänden. Sein juristischer Titel dafür, so Hammer, sei 30 Jahre lang gültig.

Lesen Sie auch: Behörde dreht „Dubai-Beamten“ den Geldhahn zu

KEINE AUSGABE MEHR VERPASSEN

Erfahren Sie als Erster, wenn unser neues Magazin veröffentlicht wird – exklusiv vor allen Anderen!