Start News Grandhotel Cosmopolis: Lichter aus vor der Preisverleihung?

Grandhotel Cosmopolis: Lichter aus vor der Preisverleihung?

Die aktuelle Lage des Grandhotel Cosmopolis entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Im Dezember wurde bekannt, dass die „soziale Plastik“ mit dem Augsburger Popkulturpreis ROY ausgezeichnet wird. Die Jury möchte damit „die in großen Teilen ehrenamtliche Arbeit des für alle offen stehenden Begegnungsortes in Augsburg würdigen“. 2011 gestartet, vereint es neben Wohnräumen für Geflüchtete ein Café, eine Mitmachwerkstatt, eine Bühne sowie Atelier- und Proberäume. Doch: Bis zur Preisverleihung im Frühsommer dieses Jahres könnte es das Projekt schon gar nicht mehr geben.

Dieses düstere Szenario bestätigt auch Nubia Reuter. Sie ist Teil des neuen Beirats, der erst im Dezember gewählt wurde. Zwar freuten sich alle über den Preis: „Wir fühlen uns total geehrt, sind stolz, freuen uns, dass die Stadt Augsburg unsere Arbeit anerkennt.“ Sie betont: „Wir wollen alle Menschen im Grandhotel willkommen heißen.“ Sie wollten für alle da sein, „auch für eine Oma, die einen Kaffee trinken will oder jemand, der abends mit uns kochen möchte.“ Das nun drohende Aus mache alle „super traurig, weil die soziale Arbeit ist da, die kann man nicht übersehen“, sagt Reuter.

Das Problem liegt am Geld: Denn die finanzielle Lage des Projekts, schreiben die Macher selbst in einem Spendenaufruf auf der Website, sei eine „existenzielle Bedrohung“. „Ohne zusätzliche Unterstützung droht der Verlust eines einzigartigen Projekts, das Augsburg und darüber hinaus bereichert.“

Als Gründe nennen sie einmal „steigende Betriebskosten“ wie die Miete. Auch die Einnahmeverluste aus der Corona-Zeit, als das Grandhotel pandemiebedingt schließen musste, wirkten bis heute nach. Zudem hätten sie nur begrenzte Reserven, könnten mit den aktuellen Mitteln nur noch die Betriebskosten und Gehälter für die nächsten drei Monate decken.

Ein neues Grandhotel Cosmopolis

22.000 Euro monatlich bräuchte das Grandhotel Cosmopolis, um diese Kosten decken zu können, rechnet Reuter dem AJ REPORTER vor. 80.000 Euro seien das Ziel, um die nächsten Monate funktionieren zu können. Der neue Vorstand wolle liquide bleiben, um Nachhaltigkeit garantieren zu können. Mit den Einnahmen durch die Besucher allein klappe das nicht, denn das meiste laufe auf Spendenbasis. Der neue Vorstand arbeite an einer neuen Kalkulation. „Wir wollen nicht reich werden, aber die Mitarbeiter zahlen können, die meistens einen Minijob haben oder Freiwillige sind“, erklärt Reuter. So will der Vorstand etwa das Café mit einem neuen Konzept eröffnen, weil sich dessen Kosten bislang nicht deckten. Dann soll zum Beispiel auch das alte Preissystem weichen, bei dem bisher drei Preise („Kostendecker“ – „Wo Realität beginnt“ – „Schafft Zukunft“) zur Auswahl standen. Vor Corona, so die 45-Jährige, hätten viele Menschen den dritten, teuersten Preis bezahlt, jetzt ausschließlich den ersten.

Nicht nur das Café soll mit neuem Konzept weiterentwickelt werden. Bei einer Vollversammlung im Januar wird der Vorstand seine Sanierungspläne für das ganze Projekt den Mitgliedern präsentieren. Daneben, sagt Reuter, hofften sie auf größere Spender, sprechen aktuell mit der Diakonie und der Stadt Augsburg.

Fördergelder oder Zuschüsse seien nach Corona sehr zurückgegangen. Der Spendenaufruf an die Öffentlichkeit war bisher mäßig erfolgreich, brachte Stand Freitag 5.500 Euro ein. Dafür hätten aber auch Menschen ihre Arbeitskraft angeboten.

Neben dem Spendenaufruf setzt der Vorstand des Vereins auf Veranstaltungen wie Ausstellungen, Konzerte oder Live-Karaoke, um Geld zu sammeln. Etwa eine Lesung von Rasha Khayat am 16. Januar, ein Aux Vibes-Konzert am 18. Januar und das „GRAND PIANO KARAOKE“ am 23. Januar. Auch im Februar sind noch Konzerte geplant. Daneben seien sie mit unterschiedlichen Vereinen im Gespräch, so Reuter. Obwohl die Zeit läuft und sie versuchten, alles schnell zu machen, betont die 45-Jährige: „Wir wollen ein neues Grandhotel präsentieren und uns die Zeit dafür nehmen, das gut zu machen.“

Ein weiterer Pfeiler des Grandhotel Cosmopolis ist die Unterbringung von Geflüchteten. 50 bis 60 Asylsuchende wohnen in einem Teil des Gebäudes. Ob sie bleiben können, müsse das Grandhotel bei einem geplanten Treffen im Laufe der Woche mit der Diakonie klären.

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